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Active Sourcing

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Schon mal auf Safari gewesen? Es gibt Leute, die das mehrmals im Jahr machen und deren Profession es ist. Unterwegs im dichten Dschungel des Arbeitsmarkts sind sie auf der Suche nach passenden Kandidat:innen und verborgenen Talenten. Noch nie von so einer Safari gehört? Hierbei handelt es sich um Active Sourcing.

Active Sourcing ist eine proaktive Methode der Personalbeschaffung, bei der Unternehmen passende Kandidat:innen identifizieren und aktiv ansprechen, anstatt darauf zu warten, dass diese sich selbst bewerben. Aufgrund des demografischen Wandels und Fachkräftemangels hat diese Recruiting-Methode in den letzten Jahren besonders an Bedeutung gewonnen.

Im Unterschied zum traditionellen Recruiting, bei dem Unternehmen auf Bewerbungen reagieren, zielt Active Sourcing darauf ab, potenzielle Talente frühzeitig in den Recruiting-Prozess einzubinden. Ein essenzieller Aspekt dabei ist die richtige Ansprache und der Aufbau eines langfristigen Netzwerks von Kandidat:innen, die womöglich aktuell nicht auf Jobsuche sind, aber in Zukunft den Arbeitgeber wechseln könnten.

 

Schritte im Active-Sourcing-Prozess

Der Active-Sourcing-Prozess besteht aus mehreren aufeinanderfolgenden Safari-Etappen:

  1. Zielgruppenanalyse. Bevor der Sourcer sich ins Gelände wagt, ist eine Analyse der Zielgruppe unerlässlich. Welches »Beuteschema« passt? Welche Qualifikationen, Erfahrungen und Eigenschaften sind entscheidend? Mithilfe einer Zielgruppenanalyse wird das Zielprofil festgelegt.

  2. Identifikation und Ansprache potenzieller Kandidat:innen. Sobald das Zielprofil klar ist, beginnt die Spurensuche. Netzwerke wie LinkedIn und Xing oder unternehmenseigene Talentpools werden durchstöbert, um passende Kandidat:innen zu identifizieren und einen ersten Kontakt herzustellen.

  3. Aufbau und Pflege von Beziehungen. Regelmäßiger Austausch und ein freundlicher Umgang begeistern Talente langfristig für das Unternehmen. Die Kandidat:innen behalten das Unternehmen positiv in Erinnerung und ziehen dieses bei einem Arbeitswechsel in Betracht.

 

Bedeutung im HR-Bereich

Active Sourcing stärkt die Arbeitgebermarke, weil es zeigt, dass das Unternehmen aktiv auf seine Zielgruppen zugeht, sich mit deren Bedürfnissen auseinandersetzt und langfristige Beziehungen aufbauen möchte. Das Unternehmen positioniert sich auf diese Weise als attraktiver Arbeitgeber, nicht nur für aktuell Suchende, sondern auch für passiv Wechselwillige und zukünftige Interessenten. Damit Active Sourcing nachhaltig funktioniert, ist eine starke Employer Brand unabdingbar, da diese das Fundament für erfolgreiches Recruiting bildet. Wie sympathisch sich Sourcer und Kandidat:in auch sein mögen, letzten Endes muss die Arbeitgebermarke überzeugen, damit es zu einem funktionierenden Arbeitsverhältnis kommt. 

 

Methoden und Tools im Active Sourcing

Ein erfahrener Safari-Guide begeht das offene Gelände nie ohne seine Ausrüstung. Ob das Fernglas zur Beobachtung oder der Kompass zur Orientierung – jede Methode hat ihre Aufgabe. Genauso verhält es sich beim Active Sourcing:

  1. Social Media und Business-Netzwerke. Die bevorzugten »Wasserstellen«, an denen geeignete Kandidat:innen anzutreffen sind, sind Business-Netzwerke wie LinkedIn und Xing sowie Social-Media-Plattformen.

  2. Talentpools. In diesen internen Datenbanken haben Unternehmen Profile von bereits bekannten oder früher kontaktierten Talenten gespeichert. Müssen Stellen besetzt werden, können diese Profile jederzeit abgerufen werden.

  3. CV-Datenbanken. Öffentliche Lebenslauf-Datenbanken ermöglichen den Zugriff auf Profile von Fachkräften, die ihre Lebensläufe aktiv bereitstellen. Dazu gehören Plattformen wie StepStone und Monster.

  4. Direct Search. Bei der Direktansprache geht es darum, Kandidat:innen individuell zu kontaktieren. Diese Methode erfordert eine besonders personalisierte Ansprache.

  5. KI- und Automatisierungs-Tools. Diese Tools bieten die Möglichkeit, große Datenmengen effizient zu analysieren und passende Talente schneller zu identifizieren.

  6. Boolean Search. Diese Technik verwendet Suchoperatoren wie »UND«, »ODER« oder »NICHT«, um Suchergebnisse zu filtern. Dadurch können Sourcer exakt die Profile finden, die den gewünschten Kriterien entsprechen.

  7. Employer Branding. Eine überzeugende Arbeitgebermarke macht es nicht nur einfacher, Bewerber:innen auf sich aufmerksam zu machen, sondern sorgt auch dafür, dass diese sich langfristig für das Unternehmen interessieren.

 

Welche Herausforderungen gibt es im Active Sourcing?

Active Sourcing bietet spannende Möglichkeiten, doch der Weg zu den besten Talenten führt oft durch ein unbekanntes Terrain, gespickt mit Herausforderungen. Eine große Hürde liegt darin, in der Vielzahl von Profilen die tatsächlich passenden Talente zu finden, vor allem in Branchen mit einem großen Fachkräftemangel wie die IT oder das Ingenieurwesen.

Hat man seine idealen Kandidat:innen gefunden, kann es dennoch passieren, dass diese trotz personalisierter und zielgruppengerechter Ansprache nicht reagieren. Scheue Tiere bei einer Safari erscheinen auch nicht immer auf den ersten Ruf, deswegen sind alternative Kontaktwege und kreative Ideen gefragt, um letztlich doch das Interesse der Talente zu wecken.

Gleichzeitig spielen auch die Regeln des »Territoriums« eine wichtige Rolle: Datenschutzvorgaben wie die DSGVO setzen Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Recruiter:innen müssen sicherstellen, dass sie bei der Nutzung von Lebenslaufdatenbanken und sozialen Netzwerken regelkonform vorgehen. Nur so kann Active Sourcing nachhaltig erfolgreich sein.

 

Zukunft des Active Sourcing

Active Sourcing entwickelt sich mit rasanter Geschwindigkeit weiter und wird zunehmend durch datenbasierte Technologien revolutioniert. Predictive Analytics etwa helfen nicht nur, die Wechselbereitschaft von Kandidat:innen einzuschätzen, sondern auch, Zeitpunkte für eine optimale Ansprache zu bestimmen. Gleichzeitig sorgen semantische Suchtechnologien dafür, dass relevante Profile schneller und passgenauer identifiziert werden können – ein entscheidender Vorteil, um im War for Talents die Nase vorn zu haben.

Trotz dieser Fortschritte bleibt der menschliche Faktor ein zentraler Punkt im Active Sourcing. Technische Tools können zwar wie ein Fernglas die Sicht auf das Wesentliche schärfen, aber die Fähigkeit, Talente zu begeistern und echte Verbindungen aufzubauen, bleibt unersetzlich.

Die Integration von Active Sourcing in strategische Prozesse, insbesondere in Verbindung mit Employer-Branding-Maßnahmen, wird zukünftig eine noch größere Rolle spielen. Unternehmen, die diesen Ansatz verfolgen und dabei datengetriebene Methoden nutzen, können sich einen deutlichen Wettbewerbsvorteil verschaffen.